Seitenblicke ins Katholische.
Neue Erfahrungen mit der Kirche

Vortrag in der evangelischen Erlöserkirche Lüdenscheid am 13.6.2022
(gekürzte Fassung)


1.
Herzlichen Glückwünsche: 950 Jahre Erlöserkirche!


1072 wurde sie gebaut. 506 Jahre war sie katholisch – also auch Glückwünsche an die eigene Kirche! 1578 zog die Reformation ein. Ich freue mich über den Namen des ersten evangelischen Pastors: er hieß Johannes Rosenkranz (katholischer kann man gar nicht heißen!) Erst im 19. Jahrhundert tauchten Katholiken wieder auf.

Wie kamen die Kirchen bis dahin miteinander zurecht? Eher schlecht: Die Ökumene war noch nicht erfunden. Das Kirchenmonopol der Katholiken war zerbrochen, so wie heute das Religionsmonopol der Kirchen zerbricht. So galt die Reformation unsererseits als Teufelswerk, als Bruch der Einheit. Erst später setzte sich eine positivere Einschätzung durch – sie war notwendig, da die Kirche um 1500 schwere Defekte hatte.

Die neue Situation: Konkurrenz von Konfessionen – die Konfessionalierung der Christenheit (die in unserer Zeit zu Ende geht!). Es war ein Konkurrenzverhältnis etwa wie zwischen SPD / CDU (oder wie ALDI / LIDL!)
Die früheren Gefühle zueinander spiegeln sich in dieser Anekdote: Ein Katholik liest den Lokalteil der Zeitung. 10 Todesanzeigen finden sich da, 9 von evangelischen Leuten. Der Katholik denkt: „Gott sei Dank!“ - Man war „identitär“, nur an der eigenen Identität, Konfession interessiert. Dem Wir-Gefühl standen die Anderen gegenüber. Das gemeinsame Christsein blieb eher unbetont. Der Andere war der Fremde.

2. Meine eigene (Kindheits-)Erfahrung