Psalm im Februar, in Lüdenscheid

Wort zum Sonntag, in „Lüdenscheider Nachrichten“ 11.02.2023


Gott, mitten in der Stadt bin ich
in eine Kirche geraten.
Es war eisig kalt darin. Ich fror
an den Händen, ich fror
innendrin.

Eine Kerze steckte ich an,
brachte ein paar Worte heraus
in deine Richtung. Stotternd.
Vielleicht magst du ja
die, die stammeln vor dir.
Und dann schwieg ich –
auch in deine Richtung.

Und dachte
an die Tagesschau,
an den Krieg,
an das Erdbeben,
an diese winterliche Mischung
der Krisen und Katastrophen.

Und dachte an unsere Stadt.
Der geht’s ja noch gut,
obwohl -
(Du weißt schon, Herr!...
Du Brückenbauer schüttelst
den Kopf über uns…)

Ohne Worte faltete ich
die klammen Finger
und hielt sie an die Kerze.
Und dann war Wärme da.
Und irgendwie
hielt ich mich nicht mehr fest
am Augenschein,
an den Schlagzeilen,
an den trüben Stimmungen.

Meine Kerze und
die zwanzig Kerzen anderer
auf dem Kerzenständer
– diese vereinigte Energie –
erreichten auch das Innendrin.

Erreichen auch dich.
Wir, in der Kälte,
sind nicht verloren.
Unsere dürren Worte
werden gehört.
Du gibst deine Welt nicht auf.