Hirten-Impuls in Nachrodt

Impuls am 25.04.2021

1.
Jetzt sind wir hier draußen.
Mitten in Nachrodt, bei St. Josef.
Es geht heute um die Hirten,
um den und die „guten Hirten“,
und wir fangen an mit der Weide.
Weideplatz ist immer die Welt.
Das draußen.
Hier und heute z.B.: Nachrodt an der Lenne.
Die Kirche ist eher nur ein Futtertrog –
für geistliche Nahrung.
Ist Raststation.

Aber hier draußen in Nachrodt
finden wir z.B., was Psalm 23 besingt:
Die grünen Wiesen.
Den Ruheplatz am Wasser – an der Lenne.
Und auch die finstere Schlucht,
durch die wir hindurchmüssen.
Und außerdem: Hunderte Häuser
und fast 7000 Menschen,
nicht vorsortiert
nach katholisch oder evangelisch.
Einfach: Menschen.
Eine Herde – so konnte man früher sagen.
Heute will keiner mehr
in einer Herde sein –
trotz erhoffter „Herdenimmunität“.

2.
Psalmworte

(nach A. Stadler und H. Oosterhuis)

Du bist mein Hirt:
Mir fehlt nichts.
Am strömenden Wasser
kommt meine Seele zu Atem.
Du stillst meinen Durst.
Du gibst mir Licht und Leben.
Und sagst mir, wie es weitergeht.
Auch dann, wenn ich
durch meine Nacht muss,
durch den Abgrund,
durch die Todesschlucht,
dann bist du da,
und ich werd‘ nicht vergehen
vor Angst.
Du gehst mir voraus,
du – der Hirte.
Du deckst mir den Tisch.
Die Feinde sehen es
und können‘ s nicht ändern.
Du schenkst mir ein –
trink nur, sagst du.
Und wäschst mir die Füße,
salbst sie mit Öl.
Du machst das Leben zum Fest,
und nichts wird mir fehlen,
solange ich lebe.
Weil du mein Hirte bist.

3.
Der alte Hirte


Der alte Hirte
sieht mir beim Arbeiten zu
in meinem Arbeitszimmer.
Weißgrau ist er
und in die Jahre gekommen.
Wie die meisten Hirten der Kirche.
Vor allem wie die Ober-Hirten.
Der Papst sagt ihnen oft, sie sollten
„mehr nach der Herde riechen“,
Stallgeruch haben. Nah bei den Leuten.
Nicht abgehoben.

Junge Hirten sind dagegen Mangelware.
Die Hirtenschulen stehen leer.
Stattdessen fängt es jetzt an
mit den Hirtinnen.
Das Bild wird bunter –
und man kann deutlich erkennen:
Hirten – das ist mehr
als eine Kaste, eine Zunft,
ein Verein alter Kirchen-Männer.
Klerus – das wirkt so nicht mehr!
Offensichtlich hat Gott
anderes vor mit seiner Kirche.
Vielleicht ist es so,
dass die Hirten
gar nicht rar gesät sind,
sondern reichlich.
Wir haben‘ s nur
noch nicht gemerkt –
wir gucken zu lange schon
in falsche Richtungen.

Gott hat seine Hirtengaben
in viele Menschenherzen gelegt.
Mitten in der Herde.
Die Herde ist nicht mehr
stumm oder blökend,
nicht zusammengedrängt
hinter dem Hirten her,
bewacht von den Hunden.
Die Herde denkt
und fordert,
hat Ideen und wirkt mit.
In der Herde
gibt es eine Menge Leute
mit echten Hirtenqualitäten.
Hier in der Pfarrei
haben Gläubige in der Fastenzeit
Morgenimpulse verfasst
und über Whatsapp herumgeschickt.
Oder man nehme die Eltern:
Sie sind oft tolle Hirten für ihre Kinder,
wunderbare „Führungskräfte“.
Sie „erziehen“, ohne zu ziehen
und zu zwingen.
Und sie lassen in der finsteren Schlucht,
in den Abgründen und Krisen ihre Kinder
und einander nicht im Stich.

Ein leuchtendes Vorbild ist Gott selber,
der gute Hirt im Psalm.
Er weiß da die richtigen Wege,
vor allem zu den Brunnen,
den Wasserquellen, den Oasen des Lebens.
Er schützt mit seinem Stock und Stab
und ist in allen Gefährdungen präsent.

Anders die falschen Hirten,
vor denen das Evangelium warnt.
Die gibt es auch:
Hirten, die nicht führen, sondern verführen.
Die der Herde, der Gemeinschaft schaden.
Die anbieten, was keinen Wert hat
und keine Werte.
Was den Durst nicht löscht.
Sie führen direkt hinein
in die finstere Schlucht.

Das Evangelium stellt uns
Jesus Christus vor Augen,
das Modell des guten Hirten.
Eine ganz alte Statue aus Rom-:
Wie jung Jesus da ist.
Das macht sein Jungsein aus:
Er liefert das Wasser des Lebens.
Frisches, lebendiges Quellwasser.
Worte und Taten,
die uns zu Gott bringen
und zu den Menschen –
die uns tragen und halten.
Gedanken und Werte,
die aufbauen und nicht zerstören.
Wege und Erfahrungen, mit denen man
leben und sterben kann.
Und den Ruheplatz am Wasser ahnt.

4.
Segensgebet


Der Herr segne deine Hände,
dass sie behutsam seien,
dass sie halten können,
ohne zur Fessel zu werden,
dass sie geben ohne Berechnung.

Der Herr segne deine Augen,
dass sie die Not wahrnehmen,
dass sie das Unscheinbare nicht übersehen,
dass andere sich wohlfühlen
unter deinem Blick.

Der Herr segne deine Ohren,
dass sie Seine Stimme heraushören,
dass sie hellhörig seien
und verschlossen gegenüber
dem Lärm und Geschwätz.

Der Herr segne deinen Mund,
dass er Ihn bezeuge,
dass nichts Böses von ihm ausgehe,
dass er heilende gute Worte spreche,
dass er Anvertrautes bewahre.

Der Herr segne dein Herz,
dass Sein Geist darin wohnen kann,
dass es Wärme und Freundlichkeit schenkt,
dass es reich sei an Verzeihung,
dass es Freude und Leid tragen kann.