Hörer und Hüter: Joseph

Morgenimpuls für die Pfarrei Altena 19.03.2021

Guten Morgen!

Heute ist der Namenstag des hl. Joseph. Viele Kirchen sind nach ihm benannt – so die in Nachrodt-Wiblingwerde. In Lüdenscheid gibt es einen Doppelnamen: St. Medardus, seit dem Mittelalter, und dazu seit dem 19. Jahrhundert: St. Joseph. In dieser Zeit boomte der Name des Heiligen. Es war das Zeitalter der Industrialisierung und der Arbeiter, und da kam der Zimmermann und Bauhandwerker aus Nazaret gerade recht – die Arbeiter hatten im Himmel einen Patron, einen Verbündeten! Aber Joseph deckte nicht nur den wichtigen Lebensbereich der Arbeit und Berufswelt ab, sondern auch den der Familie. Der Kult der hl. Familie entstand ebenfalls im 19. Jahrhundert. Angesichts der neuen Arbeitswelt in den Fabriken stand die Familie vor großen Herausforderungen und Krisen. Der hl. Joseph verband wie ein Vorbild diese beiden wohl wichtigsten Lebensbereiche: Die Arbeit und die Familie.

Warum gerade er? Er kam doch aus einer weit entfernten Zeit! Das ist wahr. Aber die Bibel deutet eine Grundhaltung dieses Mannes an, die uns heute noch ansprechen kann. Er war ein Gerechter, einer, der nach der Tora seines jüdischen Volkes lebte. Einer, der nach dem Willen Gottes fragte. Nicht der eigene Wille und die eigene Durchsetzung spielten die Hauptrolle. Joseph war meilenweit entfernt vom Männertyp seiner Zeit, dem Patriarchen, der befiehlt und sich bedienen lässt. Er lebte mehr mit den Ohren als mit dem Mund. Ein Hörender war er, auch ein Träumender, ein Stiller im Lande, ein meditativer Mensch. Einer, der die Sprache der Engel verstand. Aus dieser Haltung heraus, aus dem Hören und Lauschen, spürte er, was für ein Kind ihm da in die Krippe, in die Wiege gelegt ist. In alten Weihnachtsbildern sitzt er etwas abseits, nachdenklich, manchmal schlafend. Immer nimmt er sich zurück, spielt sich nicht nach vorn. Das Kind kommt nicht von ihm – welcher Mensch hätte ein solches Wunder wie Jesus zeugen können? Das Kind kommt von Gott, ist ganz menschlich und ganz göttlich zugleich. Aber Joseph kümmert sich, ist ein Meister der Fürsorge. In manchem Weihnachtsbild zündet er ein Feuerchen im Stall an, damit das Kind und seine Mutter nicht frieren. Er organisiert die Flucht nach Ägypten. Er wacht; er ist der Hüter. In der Familie in Nazaret, diesem Dorf „am Ende der Welt“, steht er seinen Mann – ohne zu herrschen, ohne der Boss zu sein. Liebevoll führt er Jesus in den Glauben seines Volkes ein.

Die Liebe – das sind bei ihm Taten. Worte sind von ihm nicht überliefert. Kein einziges! Er wirkt durch sein Dasein. Und verschwindet ganz still und leise aus der Geschichte. Von seinem Altern und seinem Tod ist nichts bekannt. Dass er einmal verehrt würde, davon hat er gewiss nicht geträumt. Vielleicht schüttelt er im Himmel den Kopf darüber. Wenn es ein Wort von ihm gäbe, dann wäre das vielleicht:

Schaut nicht auf mich. Hört auf Gott – auf seine Stimme in euch. Und folgt Jesus auf seinem Weg!

Das genügt. Im Beruf und in der Familie. Das genügt, um ein Christ zu sein.

Ihnen und Euch allen einen – in diesem Sinne – fruchtbaren Tag! Es grüßt, noch aus Lüdenscheid,

Johannes Broxtermann